... schlägt für Roma-Kinder

Offenes Wort an meine Skeptiker

 

Info − auf die Schnelle

  • Gemäß dem Steinhaus-Logo „Jesu juva – Jesus, hilf“ unterstütze ich ein Projekt für Roma-Kinder in Sibiu / Hermann-stadt, das sich zum Ziel gesetzt hat, konkrete Alternativen zur Armutsflucht anzubieten.

Info − pragmatisch

  • Link zur HomePage der Kinderhilfe Siebenbürgen. Dort bitte den Menu-Punkt „So können Sie uns helfen“ aufrufen und das würde mich riesig freuen! Ihr für die gute Sache öffnen.

Info − Rundbriefe und Videos

Info − persönlich

  • Angefangen hat alles mit meinem ständig bohrenden Gewissen angesichts von Bettlern.

  • Vor beinahe jedem Supermarkt sitzt ein solcher „Tiggare“ bei Wind und Wetter, in der kalten Jahreszeit auf mehreren Decken und eingemummt in dicke Jacken, neben sich ein Plastikbecher plus einem Pappschild mit dem Bild eines Kindes und etwas Text. Die meisten kommen aus Rumänien, jedenfalls hier in der Region Västergötland. Wenn man sich ihnen nähert, wird man in der Regel kurz angeschaut und mit dem landesüblichen „Hej, hej“ begrüßt.

  • Spätestens dann beginnt sie zu mahlen – die innere Zwickmühle, entweder seinen vollgepackten Einkaufswagen mitleidlos am hilfsbedürftigen Nächsten vorbeizukarren (noch dazu als Pfarrer!) oder mit der gebotenen Christenpflicht möglicherweise just das Falsche zu tun.

  • Des öfteren habe ich - feige! - Karin vorgeschoben, ein paar Kronen zu geben; wenige Male habe ich mich selbst dazu „ermannt“; meistens aber bin ich bzw. sind wir ohne „milde Gabe“ unseres Weges gezogen.

  • Warum? Wegen einer Mischung aus Mißtrauen und befremdlichen Eigen-Wahrnehmungen.

  • Durch Schweden reisende Osteuropäer sind nachweislich (!) in Wohnungseinbrüche verstrickt. Auf dem Land, wo wir leben, haben sich nicht zuletzt aus diesem Grund sogenannte „Grannsamverkan“ gebildet, die in einer Art Netzwerk „Wachsamer Nachbarn“ auffällige Beobachtungen an die Polizei weitergeben. Das verführt unterschwellig zu der Denke: „Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm“.

  • Hinzu kommen Ungereimtheiten wie die, daß angeblich „arme Bettler“ mit Handys telefonieren oder mittels PKW an ihren Standort gefahren werden.

  • Emotional schwer nachvollziehbar ist für mich, wenn Mütter ihre kleinen (!) Kinder verlassen, um im fernen Ausland für sie zu betteln.

  • Und natürlich fragt man sich, ob die „milden Gaben“ den eigenen bzw. den Hunger der heimischen Familienangehörigen stillen oder im Säckel von Bandenchefs landen bzw. schlicht versoffen werden.

  • Zuguterletzt mißtraut man in der heutigen von „alternativen Wahrheiten“ verseuchten Zeit der Echtheit der traurigen, verlorenen Kinderaugen, die einen auf bunten Papptafeln demütig-bittend anschauen, und möchte man nicht auf „gefakte“ Herz-Schmerz-Geschichten hereinfallen.

  • Tja, so war lange Zeit Stand der Dinge bei mir. Aber dann...

  • Dann habe ich in der ARD-Mediathek die Dokumentation „Raus aus dem Elend – eine Deutsche kämpft gegen die Armutsflucht“ aus der Reihe 'Gott und die Welt' gesehen, und es war um mich geschehen.

  • Jenny heißt besagte Deutsche, ihres Zeichens Sozialarbeiterin, meines Zeichens ein „Under-cover-Engel“ (respektive eine ganze Engelschar) im Sinne des Jesu-Wortes: „Was Ihr getan habt einem von diesen meinen geringsten Brüdern, das habt ihr mir getan“ (Matthäus-Evangelium, Kap.25 Vers 40) und seiner Begründung: „Denn ich bin hungrig gewesen, und ihr habt mir zu essen gegeben…; ich bin nackt gewesen, und ihr habt mich gekleidet“ (ebd. Vers 35-36).

  • Das Video über Jennys Arbeit war für mich ein Schlüsselerlebnis mit der Folge, meinem schlechten Gewissen nachzuspüren und Recht oder Unrecht des tiefsitzenden Mißtrauens zu prüfen.

  • Zwecks dessen habe ich - ohne bewährte Hilfe von Karins fremdsprachlicher Eloquenz (sie weilt dieser Tage ja in Deutschland in freudiger Mit-Erwartung unseres dritten Enkelkindes) - diverse Leutchen angeschrieben, immer mit dem entschuldigendem Zusatz meines „fragmentarisk svenska“:

    • einen Kommunalråd von Norrköping, der in unserer Tageszeitung 'Borås Tidning' einen Artikel bezüglich bettelnder EU-Migranten verfaßt hatte;

    • den Leiter der Kommunpolis mit Sitz in Vårgårda;

    • die Polismyndigheten (Polizeibehörde) Region Väst mit Sitz in Göteborg;

    • und (hier endlich in vertrautem  Deutsch) den Verein „Kinderhilfe für Siebenbürgen“ in Stapelburg.

  • Die Mühe hat gelohnt, denn ich habe differenzierte Antworten und Einschätzungen bezüglich meiner Fragen und Vorbehalte erhalten.

  • Mehrfach wird präferiert, Hilfsorganisationen in Rumänien zu unterstützen, die sich für bessere Lebenschancen einsetzen, zugleich aber auch die ethische Krux hervorgehoben, einfach an Notleidenden vorüberzugehen. Es ist und bleibt ambivalent: Mitmenschlichkeit des Augenblicks um den Preis der Verlängerung einer unwürdigen Situation.

  • Aus polizeilicher Sicht liegen im Unterschied zur weiter oben erwähnten „mobilen Fraktion“ überraschender- wie erfreulicherweise keine Erkenntnisse spezifischer krimineller Aktivitäten oder Strukturen bettelnder EU-Migranten vor.

  • Und dem Erfahrungsschatz der Roma-Kinderhilfe vor Ort verdanke ich etliche „natürliche“ Erklärungen meiner Zweifel sowie eine überzeugende, weil realistische Darstellung der Problematik ohne Schönfärberei (!), welchselbige ich nicht besser wiederzugeben vermag als im Originalton einer eMail von Jennys Schwester Susanne:

    • Ich würde sagen, die Chance, dass das Geld bei den Familien zuhause ankommt, steht fifty/fifty. Ich kenne durchaus Romas, die gezielt zum Betteln ins Ausland fahren und hinterher mit dem Geld ihr Haus weiterbauen, das Dach decken usw. Ich kenne allerdings auch Kinderfamilien, da managen 16jährige 4-5köpfige Familien allein, weil die Eltern das Land verlassen haben und sich überhaupt nicht mehr um ihre Familie kümmern.

    • Im Geschichten erzählen sind die Romas ziemlich gut. Ein Funken Wahrheit wird schon dran sein. Sie sind jedoch Meister im Dramatisieren und Ausschmücken.

    • Die Kinder werden in der Zeit oft von der Oma oder Tante betreut. Wenn es ein überschaubarer Zeitraum ist, leiden die Kinder nicht so schlimm. Sie sind es gewohnt, auch mal "weitergereicht" zu werden. Die Betreuung der Kinder ist dort niemals nur Sache der Mutter.

    • Das Telefonieren mit dem Handy würde ich nicht als Indiz für mafiöse Strukturen werten. Wenn bei den Romas eins funktioniert, dann ist es der Buschfunk, und mit dem Handy haben sie da inzwischen ja eine noch bessere Reichweite. Quasi jeder hat eins. In Rumänien ist das Telefonieren mit dem Handy auch super billig und man kann sich oft im Internet kostenlose Minuten auch fürs Ausland runterladen. Roma und Handy gehören inzwischen einfach zusammen.

    • Romas gehen eigentlich nicht auf blauen Dunst ins Ausland. Jeder hat einen Bruder in Spanien und einen Cousin in Frankreich ... da kommen sie dann auch erstmal unter. Evtl. hat der dann auch ein Auto.

    •  Soll man geben? Wissen Sie, auch wir können nie einschätzen, ob unsere Hilfe was bringt oder nicht. Wenn wir 10 Familien helfen und nur bei 3 davon schaffen wir einen Durchbruch - hätten wir es dann lieber ganz sein lassen sollen? Klar ist, indem Sie einem Bettelnden etwas geben, ändern Sie eigentlich in seinem Leben nichts. Aber vielleicht hat er dadurch ein Abendbrot. Ist echt doof, hungrig ins Bett zu gehen ...

  • Und die Moral von der Geschicht?

  • Ist folgendes Fazit, das ich aus dem Ganzen gezogen und Susanne in meiner Antwort-Mail mitgeteilt habe:

    • Was mir aufgrund des ARD-Videos von Anfang an klar war, ist, Euer Projekt zu unterstützen mit Spenden von Zeit zu Zeit einerseits und einem Link auf meiner HomePage andererseits. Aber auch die Bettler sollen nicht leer ausgehen, und ich habe mir vorgenommen, sie darüberhinaus hier und da - soweit es mit der Verständigung klappt - auf ihre persönliche Situation hin anzusprechen. - Nochmals dankeschön und Gottes Segen für Euer Projekt!

  • Bleibt nur noch eins: Daß ich mich riesig über jeden freue, der von mitmacht und die Schar derer, die nicht nur an sich selber denken, um eins vermehrt!