Ich muß in den Tiefen meines alternden Gedächtnisses graben, bis zurück zum vorigen Jahrhundert, was sage ich, Jahrtausend.

1994 fand in Köln eine Offroad-Messe statt, die zu besuchen mich gereizt hatte. Mein gebrauchter LADA NIVA war nämlich immer anfälliger und kostspieliger geworden und mußte irgendwie ersetzt werden, weil ich als (nicht jagender!) Jagdgast in einem Babenhäuser Revier weiterhin ein geländegängies Fahrzeug brauchte.

So machte ich mích zusammen mit Sohn Sebstian auf den Weg und war - komplett überwältigt!

Staunend und mit weit aufgerissenen Augen gingen wir von Stand zu Stand, und mir war unsagbar seltsam zumute wie weiland mit plattgedrückter Nase vor den bunt glitzernden Weihnachtsschaufenstern meiner Kindheit, wo die schönsten Dinge ganz nahe und doch unerreichbar fern ausgestellt waren.

Und dann geschah es: am Messestand der Zeitschrift Off Road sahen wir IHN.

Er gehörte einem Redakteur des Magazins und stand - Baujahr 1993 - zum Verkauf.

Für Bastian und mich war alles klar - bis auf ein furchterregendes Hindernis: die Mama bzw. "beste Ehefrau von allen". Und nun strickten ein pubertierender Knabe und ein ebensolcher Mittvierziger während der gesamten Zeit auf der Rückfahrt nach Sickenhofen an Argumenten, die einleuchtend und überzeugend genug waren, der weiblichen Ratio einer vollemanzipierten Ehefrau und Studienrätin standzuhalten.

Es gelang! Wie, weiß ich nicht mehr - hier hat mir mein körpereigenes Glückshormon offenbar eine Amnesie verordnet zum Schutz vor einer Wiederholung jener aufwühlenden Minuten, Stunden, Tage...

Jedenfalls hat Karin unseren "Landy" ebenso lieben gelernt wie ich, und wir haben gemeinsam viele, viele Male buchstäblich (weil es bei winterlichen Temperaturen im Innern saukalt war) wie im übertragenen Sinn "unter einer Decke" gesteckt.

Auf den weißen Landy DA-X 950 folgten 2004 der blaue DA-LR 1949, 2008 der grüne DA-LR 1120 und 2012 der rote DA-WS 2549 bzw. ELF 743. Während meiner Tätigkeit als Notfall- und Polizeiseelsorger war Landy mir ein treuer Begleiter, den ich auch mal problemlos abseits der Straße auf Äckern und Wiesen „parken“ konnte, um den Einsatzfahrzeugen nicht im Wege zu stehen.

Die „Ära“ Landrover endete am 14.Dezember 2016 mit einem schweren Unfall. Die außergewöhnliche Stabilität der Fahrgastzelle hat aber mit dazu beigetragen, daß Karin und ich nebst unserer Hündin Lene die mehrfachen Überschläge überlebt haben.